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Wirtschaft & Finanzen (soziale Dreigliederung)


Da ich mich seit langem nicht mehr in der "Öffentlichkeit" über Wirtschafts- und Finanzthemen äußere bzw. diskutiere, ich allerdings einer meiner inneren Intuition (Stimme) nachgehen möchte, eines der grandiosesten Interviews zum Thema Wirtschafts- und Finanzpolitik weiterzugeben, "veröffentliche" ich unten stehend, unkommentiert, unzensiert folgendes: 

 

Nur eines noch: falls sich eine derartige "Prophezeihung" bzw. Vorsehung bewahrheitet, manifestiert und realisiert wird sich diese Welt verändern und zwar in so einem Ausmaß, das sich kein "normaler" Mensch vorstellen kann! - Weder sage ich es wird, oder es kann, oder es muss, oder es soll.

 

Ich sage nur dass der Kosmos und die Natur ihre eigenen Gesetze haben.


Finanzexperte und Bestsellerautor Dr. Markus Krall im exklusiven GOLD.DE Interview.

Dr. Markus Krall berät seit über 25 Jahren Banken, Regierungen, Versicherungsunternehmen und multinationale Organisationen in Finanz- und Risikofragen. Aktuell ist er Managing Director und Leiter der Financial Institutions Practice der Unternehmensberatung „goetzpartners“.

Der promovierte Diplom-Volkswirt gilt nicht zuletzt deshalb als einer der profundesten Kenner der Finanzindustrie, da zwischen 1998 und 2006 unter seiner Federführung die Kreditrisikoanalyse-Systeme für den Großteil der Banken im deutschsprachigen Teil Europas entwickelt wurden. Zudem leitete er die Initiative zur Entwicklung einer Europäischen Ratingagentur. Dem breiten Publikum ist er auch als Bestsellerautor bekannt („Der Draghi Crash“, „Wenn schwarze Schwäne Junge kriegen“).

Herr Dr. Krall: Wir schreiben das Jahr 2019. Einer ihrer Buchtitel lautet: „Der Draghi Crash – Warum uns die entfesselte Geldpolitik in die Katastrophe führt“. Das ist mehr als deutlich. Es gibt Aussagen von Ihnen, wonach uns diese Geldpolitik schon in 2020 um die Ohren fliegen kann. Bleiben Sie bei ihrer zeitlichen Einschätzung?

Ja, diese zeitliche Einschätzung ist nach wie vor meine beste Schätzung. Sie beruht darauf, dass die gegenwärtig beobachtbare Erosion der Bankerträge und die damit nicht annähernd Schritt haltende Kostenentwicklung der Banken, zum Teil die Folge der Überregulierung des Sektors, zu einer Zerstörung der Profitabilität und damit der Innenfinanzierung führt. Nach den mir vorliegenden Daten führt dies Ende 2020 zu einer Erosion der Kapitalbasis. Wenn dieser Fall eintritt, dann wird eine Reduzierung der Risikotragfähigkeit und somit auch der Kreditvergabemöglichkeiten der Banken die Folge sein. Die resultierende Kreditrationierung wird die Zombieunternehmen, die sich dank der Nullzins-Subvention des Herrn Draghi mittlerweile auf 12 bis 15% aller Unternehmen angesammelt haben zum Kippen bringen. Die Folge wird eine Wirtschaftskrise und ein deflationärer Schock sein.

Es gibt natürlich Faktoren, die dies zeitlich nach hinten, aber auch nach vorn ziehen können. Ein Bankenrestrukturierungsgesetz, welches den Banken Kostenabbau bei deutlich geringeren Restrukturierungskosten, also Abfindungen für Entlassungen, ermöglicht, würde Zeit kaufen. Eine Rezession, wie sie jetzt wohl vor der Türe steht, würde den Prozess beschleunigen.

Was genau befürchten Sie im Detail, und warum?

Wir können beobachten, dass die bei Null und teilweise unter Null am kurzen Ende flachgedrückte Zinsstrukturkurve das Geschäftsmodell der kommerziellen Banken ad absurdum führt. Es beruht letztlich darauf, kurzfristige Einlagen hereinzunehmen und langfristige Kredite herauszureichen. Dabei verdient die Bank an der Sparmarge, weil sie dem Sparer geringere Zinsen zahlt, als sich am Geldmarkt bekommt, sie verdient eine Transformationsmarge für die Umwandlung kurzfristiger Anlagegelder in langfristige Kredite und sie verdient eine Kreditmarge für die Übernahme des Kreditrisikos.

Diese drei Margen machen 80% der Erträge von kommerziellen Banken aus, der Rest besteht aus Gebühren zum Beispiel für Kontoführung und Überweisungen. In Europa macht das kommerzielle klassische Bankgeschäft 80% der Finanzierungen aus, das Investmentbanking nur 20%. In den angelsächsischen Ländern USA oder Großbritannien ist es genau umgekehrt.

Wenn dieses Modell nicht mehr funktioniert, weil die Sparmarge durch den Negativzins auch negativ wird, die Transformationsmarge risikobereinigt durch den flachen Verlauf der Zinskurve auch null oder sogar negativ wird und die Kreditmarge schrumpft, weil alle Banken gleichzeitig versuchen, dort zum Ausgleich zu wachsen und sich so einen ruinösen Wettbewerb liefern, dann steht das System in Frage. Diese Mechanismen sind nicht weniger als ein Teil unseres Geldsystems. Dieses System braucht eine Zinsbildung am Markt, eine daraus resultierende ansteigende Zinsstrukturkurve und daraus resultierend die Giralgeldschöpfung, deren Risiko mit einer Rendite verknüpft sein muss.

In der Realwirtschaft hat der Nullzins zu einer Abschaffung der Schumpeter‘schen kreativen Zerstörung geführt. Schlecht geführte, ineffiziente, unproduktive Unternehmen mit den falschen Produkten gehen nicht mehr bankrott, weil die Subvention des Nullzinses sie am Leben erhält. Das ist das was auch die Sowjetunion getan an: den Wettbewerb dadurch ausschalten, dass keiner mehr Pleite gehen darf oder kann. Die Planwirtschaft sollte es regeln. Das führt über kurz oder lang zur Verelendung ganzer Volkswirtschaften.

Soweit wird es aber wohl nicht kommen, denn wir haben Glück: Der Crash wird diesem Geldsozialismus ein Ende bereiten, wenn auch ein schmerzhaftes. Aber man kann sagen: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Was Herr Draghi und die EZB also machen ist nicht weniger, als an den Grundfesten unseres Geld- und Wirtschaftssystems herumzuschrauben, aber ohne eine Vorstellung davon zu haben, was sie da tun, denn ein anderes Geldsystem haben sie ja nicht gefordert, jedenfalls nicht offen. Schaut man sich allerdings die Thesenpapiere von Internationalem Währungsfonds und EZB zu der Frage an, wie man die Negativzinsen auf minus 5 oder sogar 10% senken könnte, dann kann man schon sagen: Das ist ein Systemwechsel, der da gefordert wird, und zwar nicht allein der Geldpolitik, sondern auch der Wirtschafts- und letztlich der Gesellschaftsordnung. Diese Art der Enteignung ist nämlich unvereinbar mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Dementsprechend sollte ihr auch entgegengetreten werden.

Ihr zweiter Buchtitel lautet: „Wenn schwarze Schwäne Junge kriegen“. Was genau könnte so ein schwarzer Schwan sein?

Der monetäre Crash als Folge der geldsozialistischen Politik der EZB ist so ein schwarzer Schwan. Die Mehrheit der Bevölkerung und die Eliten sehen ihn nicht kommen oder weigern sich zur Kenntnis zu nehmen, dass ein 800 Pfund Gorilla am Frühstückstisch sitzt.

Die Eurokrise ist aber nicht der einzige schwarze Schwan. In meinem Buch habe ich - ohne Anspruch auf Vollständigkeit – vier weitere identifiziert. Sie betreffen unsere Datensicherheit, wo die Ankunft des Quantencomputers alte Gewissheiten auf den Kopf stellen wird, das Ende des Parteiensystems, das sich überlebt hat, weil die Parteien den Staat als Beute ihrer Korruption ansehen, die Rechtsform der Aktiengesellschaft, weil sie Eigentum von Kontrolle trennt und so einer Managerkaste Verfügungsrechte über Ressourcen gegeben hat, die ihr nicht gehören, die sie aber ausbeuten kann. Das Ergebnis sind bürokratisierte Großunternehmen, die nicht mehr unternehmerisch ticken, die Versuch und Irrtum mit dem Karriereende bestrafen und die im Kleinen die gleiche Art der bürokratischen Sklerose betreiben, wie der Staat im Großen. Was sie aber hervorragend beherrschen ist das korrupt-intrigante Spiel des Lobbying. So werden sie zum Teil einer Maschinerie, die versucht, die Marktkräfte auszuhebeln und zu unterdrücken, weil sie anders nicht überleben können.

Last not least lauert mindestens ein großer schwarzer Schwan in Form der Geopolitik. Er besteht aus dem Tandem von neo-osmanischem Imperialismus und einer Einwanderungspolitik, die die Grenze zur Idiotie schon lange hinter sich gelassen hat. Seine Sprengkraft wird um so größer sein, je länger wir es unseren gescheiterten Eliten erlauben, ihre falsche Wirtschafts-, Geld- und Sicherheitspolitik weiter zu betreiben.

Gibt es wirtschaftspolitische Auswege, diesen Crash glimpflich zu gestalten, oder gar zu vermeiden?

Es gibt Möglichkeiten der Abfederung, aber es gibt keine Möglichkeiten mehr, den Crash zu vermeiden. Dafür haben wir bereits zuviel wirtschaftliche Ungleichgewichte aufgespart.

Es gibt keine Möglichkeiten mehr, den Crash zu vermeiden.

Die Zahl der Zombieunternehmen dürfte so groß sein, dass das an sie vergebene Kreditvolumen das Eigenkapital des Europäischen Bankensystems überschreitet. Die Ertragskraft der Banken ist nachhaltig zerstört, weil sie gezwungen waren, zu geringen Margen langfristige Kredite zu vergeben. Es wird also lange dauern, aus dieser Ertragsanämie herauszuwachsen. Das ist die Kehrseite des Sachverhaltes, dass es lange gedauert hat, bis er sichtbar wurde, weil man von alten langlaufenden Krediten mit hohen Margen zehren konnte. Auch andere Reserven wurden verbraucht und aufgelöst, um die Bilanzen und die Erfolgsrechnung der Institute zu schönen, wie zum Beispiel die Rückstellungen für Kreditdrohverluste. Man hat sie im Zuge des Rückgangs der Pleiten, der nur ein Ansparen von Zombies war, immer weiter gesenkt und damit Gewinne gezeigt, deren Substanz ungefähr den Charakter der Gewinne hat, den auch die toxischen Verbriefungen bis 2006 in die Erfolgsrechnungen der Banken gespült hat.

Allerdings gibt es Möglichkeiten, die Stärke des Crashs und die Geschwindigkeit der Erholung zu beeinflussen. Dazu gehört eine frühzeitige Stärkung des Eigenkapitals der Banken, damit diese nicht erst in der Krise vor dem Bankrott gerettet werden müssen. Die Summen, die man nach einem Kollaps braucht sind dreimal so hoch. Das ist ja schon ein Unterschied.

Zweitens brauchen wir ein Bankenrestrukturierungsgesetz, das eine Kostenreduktion um 50% erlaubt, ohne dass der doppelte Betrag der jährlichen Einsparung sofort in Abfindungen fließt.

Drittens brauchen wir ein marktwirtschaftliches 100-Tage Programm, das unsere Realwirtschaft resilienter machen würde.

Sie können aber darauf wetten: Nichts davon wird passieren. Unsere politische Elite leistet den Offenbarungseid lieber erst nach dem Crash, als jetzt mit dem Kurswechsel ein paar Monate früher ihr Versagen einzugestehen.

Nun ist es doch so: Die gefühlte Mehrheit der Ökonomen, Experten und Politiker sehen diesen drohenden Crash nicht. Zumindest nicht in dieser Deutlichkeit. Da stellt sich doch die Frage: Sind die anderen Experten alle doof?

Das ist keine Frage von doof. Wir sind ja nicht auf dem Kinderspielplatz. Die Mehrheit der Ökonomen lebt in einem Glaubenssystem, das sich durch die Symbiose von Politik und Lehrstühlen in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt hat. Das ist der Keynesianismus und seine Ableger. Der Keynesianismus leistet für die Politik unserer Tage das, was das geozentrische Weltbild im 16. Jahrhundert für die Herrschenden geleistet hat. Er liefert ein Narrativ, welches es der Politik ermöglicht, Brot und Spiele, den Konsumwahn, zur Staatsideologie zu erheben. Dieser Konsumwahn trägt im Keynesianismus den unscheinbaren Namen „Nachfrage“.

Dieses Theoriegebäude liefert einerseits den Unterbau für den Steuer- und Umverteilungsstaat den die Politik will, weil sie so Stimmen kaufen kann und andererseits wird es von einer dankbaren politischen Klasse alimentiert. Das Problem dieser Theorie ist, dass sie sich immer aufs Neue beim Test an der Realität als falsch erweist. Das sieht man gerade bei der Geldpolitik besonders schön. Seit über 10 Jahren versucht die EZB auf Grundlage ihrer Modelle krampfhaft Inflation zu erzeugen, indem sie die Zentralbankgeldmenge aufpumpt wie ein Kondom beim Qualitätstest. Mit immer weiter fallenden Zinsen, immer neuen Anleihekäufen, immer mehr Panik. Die Modelle werden dabei in schöner Regelmäßigkeit mit neuen Pfeifen und Ventilen versehen, die überhaupt nur noch durch die Rechenkraft moderner Computer halbwegs beherrschbar erscheinen. Die Devise lautet: „Unser ist die Feuerkraft, bei der Druckerpresse und bei der Rechenleistung“. Ein paar Quartale später sieht man dann, dass die Realität sich wieder nicht an das Modell gehalten hat und baut eine neue Variante ein.

Demgegenüber stehen die Vertreter der Österreichischen Schule, eine Minderheit, abgeschnitten von den Fleischtöpfen des Universitätsbetriebes staatlicher Plan- und Günstlingswirtschaft. Dort liegen die Instrumente zur Erklärung des Desasters schon seit Jahrzehnten vor. Aber weil es immer nur eine Minderheit ist, denen die wissenschaftliche Wahrheitssuche mehr bedeutet, als das Hängen an der Staatszitze, ist auch diese Gruppe klein.

Aber das stört mich nicht. Denn mit Blick auf die Realität und den Streit um ihre Erklärung gilt ein Wort von Ayn Rand: „Man ist frei die Realität zu ignorieren. Man ist frei, seinen Verstand von jedem Fokus zu befreien und jeden Weg blind hinab zu stolpern, den man möchte. Aber man ist nicht frei, den Abgrund zu vermeiden, den zu sehen man sich weigert.“

Auch die gefühlte Mehrheit der Bevölkerung sieht keinen drohenden Kollaps. Oberflächlich betrachtet läuft doch alles seit Jahren wie geschmiert. Konjunktur brummt, Arbeitslosenzahlen niedrig wie selten, Staatsverschuldung in Deutschland rückläufig, Steuereinnahmen sprudeln. Wie erklären Sie dem einfachen „Bürger auf der Straße“ in 3 einfachen Sätzen, warum eben doch nicht alles super ist?

Der Bürger lebt in einer Wohlstandillusion. Man erkennt sie daran, dass der Aufschwung in Deutschland mit der Kapitalflucht aus Südeuropa finanziert ist, weil man dort nicht an das Ewigkeitsversprechen des Euro glaubt. Das Fieberthermometer dafür heißt Target-2. Man erkennt sie daran, dass wir trotz Vollbeschäftigung und digitaler Revolution kein Produktivitätswachstum haben. Die Ursache sind Bürokratisierung und Zombifizierung der Unternehmen durch den Nullzins. Man erkennt sie daran, dass es der Politik trotz Rekordsteuereinnahmen nicht gelingt, den Haushalt wirklich zu sanieren. Die Schwarze oder rote Null waren eine optische Täuschung, weil sie durch den Nullzins finanziert wurden. Jetzt ist auch sie unter einer 125 Milliarden Eurolücke begraben worden.

Auch wenn sie in einer Achterbahn sitzen, fährt die erst langsam hoch bevor es rund geht.

Wenn die Krise kommt, braucht man Vermögensschutz. Auf was muss sich Otto Normalanleger im schlimmsten Fall einstellen? Und, Stichwort Diversifizierung: Was kann er tun, um sein Vermögen möglichst gut durch so eine Krise zu bringen? Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund Gold, Silber, Aktien, Immobilien und Anleihen? Oder sollten wir gleich alle auswandern?

Auswandern ist eine Option, wenn man nicht mehr daran glaubt, dass Veränderung möglich ist. Ich für meinen Teil habe nicht die Absicht, diese geistig-politische Auseinandersetzung kampflos aufzugeben und dieses Land den grün-bunten Internationalsozialisten auf ihrem – wie Franz Josef Strauß es formulierte – Narrenschiff zu überlassen.

Die wichtigere Frage ist daher, wie sich der Bürger schützen kann. Ich empfehle hier ganz klar, mit dem liquiden Vermögen aus dem Euro herauszugehen und kurzlaufende Staatsanleihen von Ländern außerhalb der Eurozone zu erwerben, die ich als halbwegs stabil erachte. Das sind die USA, Kanada, Großbritannien, Schweiz, Norwegen, Tschechien, Russland, Australien, Singapur und Neuseeland.

Bei Aktien und Immobilien rate ich zur Vorsicht, ebenso bei den meisten der sogenannten „Alternative Assets“, die sich im Zustand der Blasenbildung befinden. Vor allem rate ich davon ab, darauf zu spekulieren, dass sich Schulden durch eine Hyperinflation in Luft auflösen werden. Sie wird zwar nach der deflationären Phase aufgrund der einsetzenden Panik der Politik und der Notenbanken mit hoher Wahrscheinlichkeit kommen, jedoch muss man bis dahin eine Deflation durchstehen und mit Schulden ist das schwer und riskant, wenn die Einkommensquellen durch die Pleitenwelle versiegen.

Das kurz laufende internationale Anleihen-Portfolio rate ich im Ausland zu installieren, um es vor der Gier fiskalischer Amokläufer erst mal in Sicherheit zu wissen. Allerdings muss man darauf achten, dass es nicht auf Bankkonten liegt, sondern in einem Depot, das als Sondervermögen klar abgetrennt ist. Banken werden global in dieser Krise in Existenznot geraten, schon aufgrund ihrer globalen Verflechtung über Interbankenkredite und Derivate.

Und ich rate auch zu Edelmetallen.

Ein Zitat von Ihnen vor längerer Zeit lautete sinngemäß: „Gold ist keine Assetklasse, Gold ist eine Versicherung“. Können Sie ausführlicher werden?

Gold und Silber bringen keine Zinsen. Ich vergewissere mich ab und zu beim Blick in den Tresor, ob zwischen den großen Münzen nicht zufällig neue kleine Münzen herumliegen, aber so oft man auch nachsieht, es passiert nicht. Aber Gold produziert etwas anderes: Es ist der ultimative Vertrauensschatz, das einzige Ding, das die Funktion des Geldes über 5000 Jahre erfüllt hat. Es ist heute in seiner Kaufkraft immer noch so viel oder mehr wert, wie zu Zeiten des römischen Reiches. Es inflationiert nicht. Wenn alle nominalen Vermögenswerte sich in Luft auflösen, liegt Gold immer noch da.

Die Vertreter des Papiergeldes hassen es, wenn sich der kleine Mann mit Goldbesitz gegen ihren Raubzug absichert.

Es ist klein und gut transportabel, benötigt wenig Lagerraum und – was das Allerbeste ist – die Vertreter des Papiergeldes hassen es, wenn sich der kleine Mann mit Goldbesitz gegen ihren Raubzug absichert.

Jetzt werden wir mal indiskret: Sind Sie privat in Gold investiert?

Mein liquides Vermögen ist noch ziemlich überschaubar, nachdem meine Frau und ich vier Kinder großgezogen haben. Es ist mehr Bildungsgold als elementares Gold im Hause Krall vorhanden.

Ein weiteres Zitat von Ihnen lautet sinngemäß: „Die Länder mit den größten Goldvorräten werden möglicherweise den Knall am besten überstehen“. Welche – und warum?

Das sind immer noch die USA, aber auch Deutschland, Italien (Überraschung!), Russland, China und Indien. Insbesondere Russland ist heute bereits in der Lage, auf eine voll Gold gedeckte Währung umzusteigen, wenn es das will. Wir werden in der Krise an diesem Land eine große Überraschung erleben, was seine Resilienz und innere wirtschaftliche Stärke angehen.

In Italien dagegen philosophiert die Politik darüber, das Gold zum Stopfen von Haushaltslücken zu verwenden. Da sollte man eigentlich abraten, aber wenn sie das wirklich loswerden wollten, wäre mein Rat an die Bundesbank: 100 Milliarden drucken und kaufen. Wir könnten ja Target-2 Guthaben dafür einsetzen.

Halten Sie den Euro für eine Fehlentscheidung?

Ja. Ich kenne auch kaum noch jemanden, der ihn noch mal einführen würde, selbst unter denjenigen, die einen Ausstieg als zu riskant und politisch nicht wünschenswert ablehnen, weil sie einem veralteten Bild von Europa nachhängen. Aber die Gesetze der Ökonomie siegen am Ende immer über die Gesetze der Politik. Schlag nach bei Böhm-Bawerk.

Kann die Einführung einer goldgedeckten Währung die Welt besser machen? Man könnte ja konstatieren, dass die Geschichte von Gold als Geld genauso alt ist wie die Geschichte der Menschheit als eine Abfolge von Krieg und Apokalypsen, Weltkriege I und II inklusive. Von daher wäre doch egal, ob Fiatgeld oder nicht.

Das ist historisch falsch konstatiert. Zum Krieg führen braucht man Geld, sehr viel Geld. Deshalb hat man 1914 als erste Maßnahme den Goldstandard abgeschafft, damit man durch das Drucken von Papiergeld das letzte Quäntchen Kraft und Leben aus den Völkern herauspressen konnte, die man damals gegeneinandergehetzt hat. Weltkriege, Diktaturen und Militarismus sind mit einem Goldstandard und mit Währungswettbewerb sehr viel schwieriger oder gar nicht durchführbar.

Dazu kommt, dass eine Goldwährung es unmöglich macht, überhaupt so etwas wie Geldpolitik zu machen. Man nimmt der Politik ihr wichtigstes Spielzeug der Ausbeutung und Unterdrückung weg. Henry Ford sagte einmal: „Wenn die Leute wüssten, wie das Geldsystem funktioniert, hätten wir morgen eine Revolution.“ Das Fiat-Geld ist die Matrix in der wir alle gefangen gehalten werden. Es wird höchste Zeit für die rote Pille.

Wenn Keynes, Hayek, und Mises heute noch leben würden: Mit wem würden Sie am liebsten abends bei einem guten Glas Wein eine gepflegte akademische Diskussion führen – und worüber?

Mit Keynes natürlich. Das muss fetzen. Mit Hayek und Mises wäre natürlich mehr Harmonie, aber eine akademische Diskussion lebt ja vom Dissens. Worüber? Naja, zum Beispiel was er sich dabei gedacht hat, die Welt mit Aggregaten erklären zu wollen oder warum er so intellektuell arrogant war zu sagen „langfristig sind wie eh alle tot“. Das langfristig ist nämlich jetzt was die Folgen seiner Lehre angeht. Und wir sind ja wohl noch da, auch wenn er schon lange Wolken putzt.

 

Inwieweit teilen Sie den Grundsatz klassischer libertärer Ökonomie: „So wenig Staat wie möglich - der Markt regelt alles“? Gibt es ein Land, einen Wirtschaftsraum, wo diese ökonomische Lehre umgesetzt wird und gut funktioniert?

Der Markt regelt – fast – alles besser als der Staat. Die genuinen Aufgaben des Staates liegen darin, die Freiheit des Einzelnen zu garantieren und so den Markt zu schützen. Er soll Recht setzen und Recht sprechen und die innere und äußere Sicherheit garantieren. Alles andere können die Bürger besser und subsidiär entscheiden. Jede Entscheidung sollte so nah am Bürger sein wie möglich. Im Markt trifft jeder seine eigenen Entscheidungen. Er ist also maximal subsidiär.

Es gab immer den Versuch, das umzusetzen. Die meisten Wirtschaftsräume, die das versucht haben, wurden so erfolgreich, dass sie dann zum Objekt von Gier, Neid und Dummheit der Sozialisten wurden. Es scheint so eine Art Zyklus zu geben. Erfolgreiche Gesellschaften sind frei und der Erfolg untergräbt aufgrund des Wohlstandes die Wachsamkeit gegen die Kräfte der Erosion und der Beraubung. Das liegt auch daran, dass die Sozialisten aufgrund der Leere ihrer Lehre die besseren Agitatoren sind und dass sie ihren Aberglauben in immer neue Verpackungen abfüllen. Die neueste ist das was Roland Baader den „Ökologismus“ genannt hat. Eine Sekte von Hysterikern und Denkfaulen.

Abschließend: Dürfen wir Ihnen eine Prognose entlocken, wo der Goldpreis Ende dieses Jahres 2019 steht?

Nein. Das ist auch nicht wichtig. Wie schon gesagt: Gold ist eine Versicherung, keine Anlage.