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Reden ist silber, Schweigen ist ...


 

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold – Stille ist ein Diamant

 

Sehnst du dich auch manchmal nach mehr Stille in deinem Leben?

Allerdings können wir sie oft nicht aushalten …

 

Wenn wir in die seltenen Momente der Stille kommen, dann fühlen sich viele Menschen unwohl: Vergrabene Gedanken werden plötzlich laut und sorgfältig unterdrückte Gefühle werden plötzlich fühlbar …

 

Eine tiefe, achtsame Stille ist aber etwas anderes als die Abwesenheit von Geräuschen… und sie geht viel weiter. Sie ist ein wahrer Diamant im Leben und sie kann dir einiges Wunderbares schenken. Unter anderem wirkliche, tiefe Ruhe.  Lass dich doch mal in die spannenden Sphären der süßen Stille entführen …

 

Der Urzustand

 

In der alten Geschichte vom Paradies steht nichts davon, dass irgendein Wort gesprochen wurde. Adam und Eva verstanden sich ohne Worte. Erst, als ein äußerer Reiz ins Spiel kommt, gerät die Unbefangenheit ins Wanken. Das Essen einer Frucht verspricht aus dem Dämmerschlaf der Naivität herauszukommen und ein Leben in seiner Ganzheit zu entdecken.

 

Mit allen Konsequenzen, die daraus folgen. Es führt zur ersten Entscheidung der Menschheit. Eva trifft sie. Und so berichtet die Bibel weiter, dass Eva auch ihrem Mann von der Frucht zu essen gab. Und dann wurden ihnen die Augen aufgetan. Und vielleicht auch die Ohren?

 

Die Wahrnehmung war geboren und damit das Erkennen dessen, was ist. Ohne das Hören wissen wir nicht, was Reden, Schweigen und Stille bedeutet. Was dann folgt, ist das Reden, das Eintauchen in die Welt der Worte. Und Gott redete mit Eva, die Schlange mit Eva und Eva mit ihrem Mann. Reden ist wichtig, um Dinge zu entwirren, einzuwirken, sich mitzuteilen. Aber es ist die zweite Wahl.

 

Die Suche nach der Stille

 

Ab diesem Zeitpunkt scheinen wir Menschen diesen paradiesischen und goldenen Zustand in Vollkommenheit und Stille zu suchen. Nach dem unbefangenen, naiven, nackten und friedvollen Zustand in unserer ganzen Würde , in dem wir nichts leisten, funktionieren oder etwas darstellen müssen.

 

Ein absolutes Angenommensein in dem, wie wir geschaffen wurden. Und uns wortlos verstehen. Ab diesem Zeitpunkt ist Schweigen nichts Selbstverständliches, sondern ein aktiver Vorgang, der den nötigen Raum und die nötige Zeit für die Stille schaffen kann.

 

Im Laufe der Zeit ist zum Reden viel dazugekommen. Eine Welt der vielen Worte ist entstanden, die verwirren, abstrahieren, manipulieren, werben, ringen. Was ist wahr, echt? Was will dich in eine bestimmte Richtung lenken? In Zeiten von Fake News und Wortschwall-Tiraden bekommen wir mächtig was auf die Ohren.

 

Es wird viel Blech geredet. Und es türmt sich an manchen Tagen ein echter Berg an Gehörtem in mir auf. An Hintergrundgeräuschen, an Lärm, an Gerede.

 

Der dänische Philosoph und Theologe Sören Kierkegaard suchte Ruhe in seinem Leben, um sich den wichtigen Dingen zuzuwenden. („ ... was findet willigere Aufnahme als das Geschwätz?! - Oh, schaffet Schweigen!“).

 

Was kannst du nicht mehr hören, stößt bei dir auf taube Ohren? Weil es nervt. Lärm und Unruhe deckeln alles zu und führen davon weg, sich seine Wesenshaftigkeit bewusst zu machen.  Umso mehr sehnen sich immer mehr Menschen nach dem goldenen Zustand ohne Worte, der uns zum Sinn und zu uns selbst führen kann.

 

 

Die andere Seite der Stille

 

Es ist nicht alles Gold, was glänzt: Schweigen kann auch ein Ver-Schweigen bedeuten. Das Schweigen setze ich hier mit dem Nicht-Reden gleich. Vielleicht kennst Du das auch, dass Stille verdammt laut sein kann? Wenn es in dir tobt, deine Gedanken wie im Hamsterrad sich umherdrehen?

 

Wenn irgendwie der Propf auf allem sitzt. Oder wenn es sich manchmal irgendwie wie eine Hör-Verschmutzung anfühlt? Ich kann mir vorstellen, dass es in Jesus ziemlich laut gewesen ist, als er in die Wüste gegangen ist und sich den dunklen Schatten ausgesetzt hat. Totales Schweigen, innere Stimmen.

 

Der Versucher flüstert einem die tollsten Sachen ins Ohr. Nach langem Schweigen hört Jesus auf seine innere Stimme, auf seine Seele. Menschen bekommen im Schweigen/ im Nicht-Reden sogar eine Kontrolle über unausgesprochene Dinge, die unlängst im Raum stehen. Unerfahrenheit in der Verbalisierung dieser Dinge, Macht und Schuldgefühle (die sich gegen sich selbst und im Zuweisen der Schuld anderen gegenüber richten) verhindern Reden.

 

Und zudem verhindern sie ein Schweigen, welches zur Stille führen kann. Kennst du das ungute Schweigen? Das manchmal lauter sein kann als das Reden selbst? Was hörst du, wenn du hörst?

 

Hörst du das Auto, das vorbeifährt oder den Vogel, der im Hintergrund trällert? Hörst du, dass ein geliebter Mensch stets das gleiche sagt, oder hörst du das Wohlwollen , was dahinter steckt? Was hörst du im Vordergrund und was dahinter?

 

Die Kraft der Stille

 

Unsere Ohren können auf das Innigste mit unserer Seele verbunden sein, sodass wir nicht nur den Laut vernehmen, sondern zugleich auch zwischen den Tönen hören. Stille kann zur Innenschau werden, wenn alle vorgelagerten Stimmen abgelegt und wir zur Seele hindurchdringen.

 

Schweigen bedeutet ein „Weniger“. Nicht im Erfüllen der Bedürfnisse liegt der Sinn des Lebens, sondern im Schaffen eines von Bedürfnissen freien Raumes. Stell dir vor, du lauschst und schaltest alle anderen Sinne für Momente aus.

 

Du schweigst, siehst nichts und konzentrierst dich allein auf das Hören. Du atmest ein, und atmest aus. Und legst nach und nach alles Gehörte ab. Du kannst ein Hör-Buch anlegen, oder es in Gedanken unter einen „Neuen Ordner“ ablegen.

 

Es ist schon viel, wenn du nur das wiedergibst, was du gehört hast, was geredet wurde. Aus dem Schweigen kann eine Stille werden, eine Reinigung, eine Klärung.  Stille ist nicht die totale Geräuscharmut um dich herum, es ist ein Weg hin zu deiner Seele, dem inneren Kern deiner selbst.

 

In den Urzustand des Paradieses, in dem du verstanden wirst und verstehst. Um zum Göttlichen in dir selbst zu kommen. Eine Kraftquelle. Kostbar wie ein Diamant.

 

Ich habe Stille und Schweigen in meinem Leben oft als bedrohlich und irritierend erlebt und sie erst allmählich als geniale Kraftquelle für mich entdeckt. Aus dem Nichts kann alles werden.


Was hält uns ab vom Schweigen? Die Angst ungenügend zu sein!