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6 Gründe, warum Du auf einen Narzissten reinfällst


Eine schmerzhafte Beziehung war es mit vielen Tränen und viel Verzweiflung, eine Schlacht, die in einer schwierigen Scheidung endete. Die Autorin Peg Streep hatte ihr Leben mit einem Narzissten geteilt. Einem Menschen, der so gut reden wie lügen konnte, charmant war und manipulativ, der nur um sich selbst kreiste, Bestätigung und Energie von außen brauchte wie der Vampir Blut und ungefähr so kritikfähig war wie ein Diktator.

 

Eine Frage hat sie hinterher, als alles Staub und ihr Selbstbewusstsein am Boden waren, nicht mehr losgelassen: Wie konnte es nur so weit kommen, wie konnte sie sich so lange aufs Glatteis führen lassen?

 

Streep machte sich Vorwürfe wegen all der roten Flaggen, die sie übersehen und all der kostbaren Jahre, die sie dieser Beziehung geopfert hatte. Dann beschäftigte sie sich mit dem, was die Wissenschaft inzwischen über Narzissmus weiß. Und sah: Es war nicht nur ihre Schuld, dass sie sich so lange blenden ließ. Es lag auch in der Natur und den Fähigkeiten des Partners.

 

 

Bei Psychology Today schreibt sie über die sechs Gründe, warum wir uns von Narzissten oft so leicht täuschen lassen. Kennen wir sie, können wir etwas eher merken, was abgeht und wohin so eine Beziehung führen wird. Hier sind die Gründe, wie üblich in meinen Worten und Gedanken serviert:

 

1. Narzissten wirken selbstbewusst und stark

 

Hervorragende Selbstdarsteller sind sie. Erfolgreich ebenfalls, schließlich wollen sie glänzen. Achten auf ihr Äußeres, befinden sich oft in guter Form und in guten Klamotten. Können so charmant sein, dass es jeden Casanova im Rosamunde-Pilcher-Film alt aussehen lässt.

 

Für eine Studie in Deutschland wurden Männer mit und ohne narzisstische Züge auf die Straße geschickt, um die Telefonnummern fremder Frauen zu bekommen. Rate mal, wer da allen anderen Männern die Butter vom Brot nahm? Genau, die mit den höchsten Werten im Narzissmus-Test. Sie wirkten, wie die Frauen hinterher in der Befragung sagten, am charmantesten und attraktivsten.

 

Allerdings wirken sie eben nur selbstbewusst, sie sind es nicht, siehe Forschung: Das unterscheidet Narzissten und Selbstbewusste.

 

 

2. Narzissten wirken entspannt und spontan

 

Der klinische Psychologe Dr. Craig Malkin, Autor von „Rethinking Narcissism“ schreibt: Obwohl sie das Gegenteil sind, wollen sie unabhängig wirken. Also fragen sie (erst mal) nicht nach viel, alles easy, mach Du nur. Dabei jubeln sie uns ihre Wünsche unter, ersetzen unsere Pläne mit ihren eigenen – plötzlich landen wir doch nicht bei unserem Lieblingschinesen, sondern bei seinem/ihrem. Oder statt im Theater im Swingerclub. Angeblich, weil Spontanität doch so wichtig sei, tatsächlich aber, weil das schon immer ihr eigentliches Ziel war.

 

Nach und nach verlieren sich unsere eigenen Bedürfnisse dabei im Nichts. Bis wir sie selbst kaum noch kennen. Ihre „großherzigen“ Einladungen und Geschenke auf dem Weg dahin haben sie für sich gemacht, nicht für uns. Wollen wir den Narzissten dann zur Rede stellen, bekommen wir zu hören, dass doch wohl definitiv mit uns etwas nicht stimmen würde. Leider glauben wir das viel zu leicht.

 

 

3. Narzissten heben uns auf ein Podest

 

Schmeicheln uns. Schmieren uns Honig ums Maul. Womöglich fühlen wir uns zum ersten Mal so richtig anerkannt, beliebt und geliebt. Allerdings verteilen sie auch die Komplimente sich selbst zuliebe. Warum? Na weil wir doch besonders sein müssen, wenn sie, die besondersten aller Geschöpfe Gottes (wenn nicht gleich die Götter selbst), sich mit uns abgeben. Alles andere wäre ja ein Armutszeugnis für sie.

 

 

4. Narzissten verführen uns mit einer Achterbahn-Beziehung

 

Eine Beziehung mit einem Narzissten, so Streep, ist eine Achterbahn-Fahrt, eine irre, explosive Mischung aus Eifersucht und Leiden und Erleichterung, die uns süchtig machen kann. Dieser Kampf nimmt mehr und mehr Raum in uns ein, andere Lebensbereiche und Beziehungen verlieren an Bedeutung, unser kompletter Gedankenstrom mündet irgendwann im „Liebt-er-mich-noch?“-Sumpf.

 

„Diese Leidenschaft!“, denken wir womöglich. Und verwechseln Drama mit Liebe, Krankheit mit Romantik. Die permanente Unsicherheit macht uns auf zerstörerische Weise abhängig. Sich beim Partner oder bei einem Freund sicher zu fühlen, führt dagegen zu einer gesunden Form von Abhängigkeit, wie die Psychologie-Professorin Feeney erforscht hat: „eine gesunde Abhängigkeit stärkt uns und macht uns so wiederum unabhängig, sie trägt dazu bei, dass wir wachsen.“

 

 

5. Narzissten sind sexuell erfahren

 

Zumindest, was ihre Techniken angeht. Weil sie alles ausprobieren, was ihnen Genuss verschaffen könnte, und weil sie, siehe Punkt 1, in der Regel viele Sexualpartner haben. Mehr wahrscheinlich, als der aufrichtige Ackerbauer Arnold oder die treue Trude aus Trier. Insofern: schon ein toller Ritt. Wenn man dauerhaft auch im Bett auf Gefühle verzichten kann.

 

 

6. Narzissten wissen, wie sie mit uns spielen können

 

Für den Narzisst sind andere Menschen und Beziehungen in erster Linie ein Spiel. Wir „Schachfiguren“ sind Mittel zum Zweck, und der Zweck lautet für den Narzissten stets: maximale Vorteile für sich. Beziehungen braucht er für sein Selbstwertgefühl bzw. als Ersatz für dessen Fehlen, wie der Sozialpsychologe und Narzissmus-Experte Prof. W. Keith Campbell in Studien herausfand.

 

Das ist die Quintessenz: Wir sind ihm (fast) egal. Zwar kann ein Narzisst durchaus positive Gefühle für uns haben, die sind verglichen mit seinen Ich-Bedürfnissen aber nur sehr schwach. Also kann er jegliche unserer Muster und unser Mitgefühl ausnutzen. Keine Regeln. Am Ende verlieren wir dieses Spiel immer. Wie wenn der Gegner beim Fußball plötzlich mit dem Ball in der Hand in unser Tor rennt. Unsere Niederlage fällt umso höher aus, je länger wir uns auf dieses Spiel einlassen.

 

Dieses Spiel zu beenden ist nicht so leicht, weil wir schon so viel Zeit investiert haben, weil der Narzisst sich gern auch sanfter Berührungen und sanfter Worte bedient, und weil er uns glauben lassen will, nur mit uns würde etwas nicht stimmen, wenn wir in der Beziehung unglücklich sind.

 

Anmerkung: Ich denke, es macht keinen Sinn, narzisstische Menschen zu verurteilen. Es macht aber, soweit ich weiß, auch keinen Sinn, sie ändern oder retten zu wollen – der „Retter“ geht dabei in der Regel nur selbst unter.

 

Mehr zum Thema unter 6(66) Warnsignale, dass Deine Freunde emotionale Vampire sind.