Es gibt Klippen in unserer Partnerschaft, derer wir uns gar nicht bewusst sind, weil sie sich
langsam und unbemerkt einschleichen. Eine solche besteht – vor allem in längeren Partnerschaften – in der Gefahr, den Respekt voreinander zu verlieren.
Einigen mag der Begriffe „Respekt“ vielleicht ein bisschen altmodisch vorkommen. Etwas geläufiger scheint die Formulierung „Achtung voreinander haben“ – einander zu lieben und zu achten, das
verspricht man sich zumindest bei der Heirat.
Tatsächlich handelt es sich bei den beiden Begriffen fast um Synonyme, also um zwei unterschiedliche Begriffe für eine Sache: „Respekt“ kommt vom lateinischen „respicere“, was so viel heißt wie „zurückschauen, Rücksicht nehmen“. Mit Respekt gemeint ist „eine auf Anerkennung beruhende Achtung“.
Wenn wir frisch verliebt sind, dann scheint uns der andere als das Wertvollste auf der Welt. Alles an ihm oder ihr ist herrlich und genauso behandeln wir diese Person dann auch: zuvorkommend,
respektvoll, liebevoll und voller Achtung.
Mit der Zeit aber, wenn wir den anderen besser kennen lernen und der Alltag das Ruder in unserer Beziehung übernimmt, geht er oft leicht verloren, der Respekt…
Ein respektvolles Umgehen miteinander zeigt sich in verschiedenen Bereichen, von denen wir hier beispielhaft drei ansprechen wollen.
Achten Sie einmal darauf, wie Paare, die schon lange zusammen sind, miteinander sprechen. Die Art uns Weise, wie wir miteinander reden, spiegelt sehr deutlich, wie respektvoll wir mit uns umgehen. Motzen wir uns an, machen wir uns gegenseitig klein oder sprechen wir liebevoll miteinander?
Achten Sie hier auch einmal besonders auf das, was unter dem Stichwort „Humor“ läuft. Sehr viele Verletzungen finden auf perfide Art und Weise statt, indem sie als Ironie oder Witz getarnt
sind. Oft wird z.B. die Hemmschwelle, den anderen zu beschimpfen, mit den Jahren niedriger und so betiteln sich viele langjährigen Partner häufig mit Schimpfwörtern. Wenn man etwas vom
anderen will, wird das von vielen nicht als Bitte, sondern gleichsam als Befehl formuliert. Auch gängige Worte der Höflichkeit, wie „bitte“ und „danke“ scheinen in manchen Beziehungen in
Vergessenheit geraten. Selbst so genannte Kosewörter sollten hier einmal kritisch darauf untersucht werden, ob sie wirklich liebevoll gemeint sind und vor allem, ob sie vom so Adressierten
auch so empfunden werden.
In der ersten Verliebtheit, ist es vollkommen selbstverständlich, dem anderen z.B. Türen aufzuhalten oder hilfsbereit etwas abzunehmen. Wir halten einander an den Händen und streicheln uns zärtlich zwischendurch. Wir schauen uns innig an und lächeln voller Liebe. Wir überlegen uns kleine Dinge, mit denen wir dem anderen eine Freude machen können. Mit diesem Verhalten drücken wir unsere Zuneigung aus.
In längeren Beziehungen geht leider oft vieles davon verloren. Eine Bitte des anderen empfindet man dann schnell als Zumutung und dem anderen von sich aus etwas abzunehmen, scheint auch abwegig.
Gerade die vielen kleinen Dinge, wie z.B. etwas Gesuchtes hinüberzureichen oder eine Geste der Zärtlichkeit zwischendurch, kommen vielen nicht mehr in den Sinn.
Ganz typisch ist auch, dass wir genau das, von dem wir zu Beginn fasziniert waren mit der Zeit am anderen als Ärgernis empfinden. Während wir zu Beginn den anderen gerade für seine Eigenheiten
liebten, so dienen sie in vielen Beziehungen irgendwann dazu, ständig auf dem anderen herumzuhacken. So beginnen wir damit, immer öfter am anderen herumzumäkeln und zu kritisieren, was nicht
gerade ein Ausdruck von Respekt und Achtung ist.
Hier haben wir nun einige praktische Tipps für Sie zusammengestellt, wie Sie das Thema „Respekt“ auch im Alltag leben können.
So paradox es klingt, aber bevor wir andere Menschen respektvoll behandeln können, steht an, dass wir uns selbst gegenüber achtsam sind! In der Regel behandeln wir andere Menschen nämlich so, wie wir uns selbst behandeln. Achten Sie deshalb einmal ganz bewusst darauf, wie respektvoll Sie mit sich selbst umgehen:
Setzen Sie als ersten Schritt dabei an, sich selbst respektvoller zu behandeln. Es wird Ihnen dadurch automatisch leichter fallen, auch Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin achtsamer zu
begegnen.
Setzen Sie sich einmal zusammen und überlegen Sie gemeinsam, wie sich Ihr Umgang miteinander in Ihrer Beziehung respektvoller gestalten lässt. In einem solchen Gespräch wird es nicht ausbleiben, dass Sie beide auch formulieren, wo Sie sich vom anderen wenig respektvoll behandelt fühlen. Vorsicht: hier steckt viel Streitpotential!
Gerade wenn in Ihrer Beziehung bereits ein erhebliches Respekt-Defizit besteht, kann es sinnvoll sein, für ein solches Gespräch einen neutralen Dritten als Moderator zu nutzen. Hier bietet
sich vielleicht ein Partnerschaftstherapeut oder eine Mediatorin an. Es fällt uns meist deutlich leichter, respektvoll zu sein, wenn jemand anderes dabei ist.
Es ist sehr wichtig, darüber zu sprechen, aber hier sollten Sie sehr behutsam auf die Formulierungen achten. Im Grunde beginnt damit schon die erste große Respekt-Übung: Teilen Sie dem anderen
auf eine möglichst respektvolle Art mit, wo Sie sich selbst nicht achtsam behandelt fühlen. Formulieren Sie die Punkte möglichst in der „Ich-Form“, verallgemeinern Sie nicht und nehmen Sie die
Schärfe aus Ihren Vorwürfen. Der andere sollte dann in eigenen Worten wiederholen, was er oder sie verstanden hat, damit Sie hier mögliche Missverständnisse sofort klären können.
Wenn Sie einander mitgeteilt haben, wo Sie beide Defizite im respektvollen Umgang miteinander sehen, können Sie nach vorne denken. Entwerfen Sie ein Miteinander, so wie Sie es sich wünschen. Hier
ist Träumen erlaubt! Malen Sie sich eine richtig tolle Idealvorstellung aus und teilen Sie diese einander mit. Am besten notiert sich jeder von Ihnen, welche Wünsche der andere geäußert hat. So
haben Sie beide die Möglichkeit, dem anderen das zu geben, was er oder sie braucht.
Wichtig: Es ist dann in der Umsetzung gar nicht nötig, das Ideal erreichen zu wollen! Sie werden beide feststellen, dass im Beziehungsalltag schon kleine Änderungen in der richtigen Richtung eine
große Wirkung haben.
Offenheit gehört für viele Menschen zu einer guten Partnerschaft dazu und deshalb mag der Tipp, die „Privat-“ oder „Intimsphäre“ des anderen zu achten, für viele etwas seltsam anmuten.
Schließlich liebt man sich doch, kann es da eine „Privatsphäre“ geben?
Und ob! Denn sich allein schon einmal klarzumachen, dass der Partner ein Recht auf eine Privat- oder Intimsphäre hat, ist bereits ein Ausdruck von Respekt und sie zu achten gehört zu einem
respektvollen Umgang dazu.
Besprechen Sie einmal gemeinsam folgende Fragen:
Gerade bei längeren Beziehungen schleifen sich im alltäglichen Miteinander viele Dinge ein, die uns nicht gut tun, derer wir uns aber nicht bewusst sind. Vielleicht werden Sie staunen, was ein
gemeinsames Gespräch zu den Themen Privat- und Intimsphäre an neuen Erkenntnissen für Sie beide bringen kann! Hier können übrigens schon Kleinigkeiten dazu führen, dass wir uns vom anderen mehr
geachtet und respektiert fühlen. Probieren Sie es aus.
Diesen Punkt sprachen wir weiter oben schon einmal an. Jeder Mensch hat seine ganz eigene Persönlichkeit und damit auch seine ganz persönlichen Grenzen – eigentlich eine Selbstverständlichkeit,
aber in Partnerschaften werden diese beiden Aspekte oft zu einem unbewussten Problem. Tatsächlich nämlich lieben sich viele Menschen weniger weil sie so sind, wie sie sind, also
viel mehr trotzdem sie so sind, wie sie sind.
Wenn man sich kennen lernt, scheinen oft gerade die Eigenschaften an einem Menschen attraktiv, die man selbst nicht hat. Der andere lebt Sachen aus, die wir uns vielleicht verbieten oder nach
denen wir uns sehnen. Aber genau diese Dinge sind es, die wir nach einer Weile dem anderen vorwerfen. Nicht selten versuchen wir dann auch, den anderen zu verändern: „Werd doch endlich mal
ordentlicher!“ oder „Sei nicht immer so abweisend, wenn wir unter Leute gehen, warum kannst du nicht ein bisschen offener sein?“ usw.
Wichtig ist zu erkennen, dass wir
Was Sie tun können, ist über Ihre Differenzen zu sprechen – und zwar angemessen und respektvoll. Sie können dem anderen mitteilen, worunter Sie leiden und was es Ihnen schwer macht, mit dem anderen zusammen zu leben. Solche Gespräche haben die Verbesserung des Miteinanders zum Ziel und der andere kann Ihnen zuhören, ohne angegriffen zu werden.
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie viele vor anderen von ihrem Partner sprechen? „Faule Hunde“ und „hysterische Ziegen“ sind da keine Seltenheit (und das selbst dann, wenn der oder die
andere anwesend ist).
Darauf angesprochen hört man von solchen Paaren oft so etwas wie „Ach, er (oder sie) weiß schon, wie das gemeint ist.“
Das mag sein. Aber jede dieser Abwertungen ist ein Zeichen für mangelnden Respekt. Und mangelnder Respekt tut weh. Die Art, wie Sie über Ihren Partner oder Ihre Partnerin reden, sagt sehr viel
darüber aus, wie sehr Sie ihn oder sie wertschätzen.
Setzen Sie gleich hier und jetzt an, wenn Sie etwas in Ihrer Beziehung zum Positiven verändern wollen.